Unsere Serie zum Thema „Wie wären meine Reisen mit Kind“ liegt schon ein wenig zurück. In dieser Serie haben wir verschiedene junge Reiseblogger – ohne Kinder – befragt, wie Sie sich das Reisen mit Kind vorstellen. Jetzt wollen wir die Chance nutzen und mit etwas Abstand zu unserer Reise mit Kind bis ans Ende der Welt ein Fazit ziehen. Wir wollen die Vorstellungen validieren, die Ängste bestenfalls entkräften und Wünsche bestärken. Wir wollen unsere Sicht auf die Dinge darstellen und ein ehrliches „Wie hat Paul unsere Art zu Reisen verändert“ preigeben.
Was ändert sich am Reisestil beim Reisen mit Kind?
Mandy von Go Girl! Run!, Carina von Travel Run Play, Anna von Anemina Travels und Anja von Happy Backpacker haben in ihren Interviews eine beachtliche Liste an Dingen zusammengetragen, die sich aus Ihrer Sicht beim Reisen mit Kind ändern werden.
Die Art der gewählten Unterkünfte
Das mag stimmen. Wir selbst waren jedoch nie die wirklichen Hostel-Besucher und Extrem-Low-Budget Reisenden. Wäre dies der Fall, würde ich jetzt sagen, dass sich unser Reisestil dahingehend verändert hat. Viele Hostels eignen sich weniger als Unterkunft bei einer Reise mit Kind, da ein Raum mit acht Betten, in dem Du mit Deinem kleinen Kind übernachtest beispielsweise ungeeignet ist. Dein Kind braucht vermutlich zeitiger Ruhe, um schlafen zu können, als andere Reisende. Dennoch gibt es auch bei Hostels (jedenfalls in Europa) günstige Angebote für Familien in Familienzimmern. Ausgeschlossen ist das also nicht. Und wir werden das auch gern mal testen.
Wir sind jedoch schon vorher viel mit Bed and Breakfasts, kleinen Hotels oder auch nur mit Zelt als Dach über dem Kopf gereist. Für unseren persönlichen Reisestil, hatte es also keine Auswirkungen plötzlich mit Kind zu reisen.
So haben wir in Schottland das Land im Mietwagen mit verschiedenen Unterkünften entlang des Weges unsicher gemacht und in Singapur und Thailand in Hotels gewohnt, während wir in Australien und Neuseeland im Camper-Van unterwegs waren. Und alle diese Optionen haben für uns bestens funktioniert.
Unser Fazit: Die meisten Unterkünfte auf Reisen sind auch mit Kind bestens geeignet. Und: Es muss nicht immer ein Hotel oder Luxus sein, nur weil ein Kind dabei ist.
Die Fortbewegungsmittel
Paul kennt bereits Flugzeuge, Autos, Züge, Fähren, Boote, Fahrräder, Seilbahnen, Camper-Vans, Taxen, Busse und Offroad-Trucks. Nichts davon war unmöglich, wenngleich einiges einfacher ist, als andere Transportmittel. Das ist jedoch stark abhängig von Deinem Kind!
Wir haben die Feststellung gemacht, dass Du die Vorlieben Deines Kindes sehr bald ableiten kannst, auch wenn Dein Kind Dir das vielleicht noch nicht mit eigenen Worten mitteilen kann. Du wirst sehr schnell wissen, ob Dein Kind ein Auto-kompatibles Kind ist, wie Du es bespaßen und beruhigen kannst bei längeren Autofahrten und später vielleicht auch, ob es Seekrank wird, oder nicht. Paul zum Beispiel ist ein sehr guter Kandidat beim Autofahren, tat sich aber mit den 3,5m hohen Wellen auf dem Weg raus zum Great Barrier Reef schwer. Die Flüge hingegen hat Paul brav und sicher in einem Auto-Kindersitz geschlafen oder hat sich ganz leicht von uns und anderen Reisenden beschäftigen lassen.
Unser Fazit: Insgesamt sind für uns die gängigen Transportmittel auf Reisen weiterhin wie gewohnt möglich. Was hat sich verändert? Wenn wir mit dem Auto unterwegs sind – oder auch im Camper-Van – planen wir kürzere Strecken und Fahrzeiten und achten darauf, dass Paul genügend Ausgleich bekommt. Wir reisen dadurch etwas langsamer.
Außerdem buchten wir im Flugzeug für ihn auch schon als Baby einen eigenen Sitzplatz, um die maximale Sicherheit für ihn zu erreichen. Weiterhin machen wir uns schon immer vorab Gedanken, was wir tolles für Paul mitnehmen können, um ihn auch bei längeren Abschnitten bei Laune zu halten. Zumeist bedarf es etwas Einsatz der Eltern, um dem Kind das lange sitzen im Flugzeug oder Auto zu erleichtern. Sehr lange Flüge unterteilen wir nun noch lieber als vorher und nutzen die Chance die Stop-Over-Orte kennenzulernen.
Sofern Paul im Flugzeug nicht geschlafen hat, änderte sich also unser entspannten Filme-Schauen zu Mit-Paul-Spielen oder im Auto von einem gelegentlichen Beifahrer-Schläfchen zu Paul-Beschäftigen.
Wandern mit kleinen Kindern
Wir wanderten in Australien unter anderem den Forts Track auf Magnetic Island, in Schottland mehrere kleine Routen und in Neuseeland beispielsweise den beschwerlichen Rob Roy Glacier Track als auch einen Teil des Abel Tasman Great Walk.
Wandern mit Kind ist anders als Wandern ohne Kind, das ist keine Frage.
Aber: Es ist möglich. Kleine Wanderungen können schon recht zeitig mit dem Baby in einer geeigneten Bauchtrage angegangen werden. Wir haben uns in dieser Zeit auf einfache Routen beschränkt, die auch ein kurzfristigen Abbruch der Wanderung möglich gemacht hätten.
Ab dem Alter von etwa 9 – 10 Monaten können die kleinen sitzen und eine Kraxe kann zum Einsatz kommen. Das ist eine Art Rucksack, in dem das Baby bequem auf dem Rücken getragen werden kann. Mit diesem Hilfsmittel haben wir in Neuseeland ganze Tageswanderungen bis zu 15 Kilometern bei 600m Höhenunterschied wandern können.
Klar, bei dem Gewicht der Kraxe, plus Kind, plus Kamera-Equipment kam ich schnell auf zusätzliche 20kg, die an mir hingen. Das ist beschwerlich, aber machbar. Wichtig ist auch hier, dass man sein Kind kennt und genau weiß, wie man es bei Laune halten kann.
Bei Paul war es ganz einfach: In der Kraxe konnte er schlafen, wenn er müde war, essen, wenn er hungrig war und raus und an unserer Hand laufen (war war im Training zum selbstständigen Laufen), wenn er Bewegung wollte. Damit waren wir gegebenenfalls etwas langsamer unterwegs, konnten jedoch die Wanderungen, die wir uns vorgenommen hatten, auch wahrnehmen.
Unser Fazit: Wandern ist möglich: Mit der richtigen Ausrüstung und Vorbereitung. Schwieriger wird es aus unserer Sicht ab dem Zeitpunkt an dem das Baby „groß“ wird und ausschließlich selbst laufen möchte. Hier sind dann physische Grenzen gesetzt.
Der Tagesablauf und Rhytmus
Der Tagesablauf ändert sich nicht erst beim Reisen mit Kind, sondern bereits ab der Geburt. Das ist auch normal, denn es gibt nun ein neues Familienmitglied, dass ebenfalls eine Meinung hat und viele Bedürfnisse. Ohne Frage ergeben sich damit auch Einschränkungen im Tagesablauf auf Reisen.
Wie ein Tagesablauf bei uns auf Reisen im Camper-Van ausgesehen hat, haben wir bereits für Dich aufgeschrieben.
Mit Kind beginnen unsere Tage auf Reisen nun deutlich zeitiger und wir haben einige Aktivitäten mit den Wach- und Schlafphasen von Paul in Einklang gebracht (zum Beispiel Autofahren in der Mittagsschlaf-Phase). Wir haben auch versucht die Schlafphasen mit den Flügen zu timen, sodass Paul im Flugzeug in seinem Sitz entspannt ausschlafen kann. Das hat zumeist bestens funktioniert!
Auch auf Reisen bemühen wir uns um einen festen Rhytmus für Paul. Nicht auf die Minute genau und nicht in allen Aspekten seines Daseins, aber zumindest bei Schlafzeiten und Mahlzeiten. Das ist aber zumeist kein großes Problem, da wir Essen für ihn immer dabei hatten und Paul sowohl im Autositz, in der Kraxe, im Wagen (sofern wir ihn dabei haben) als auch in einem Bett seelenruhig schlafen kann.
Unser Fazit: Mit dem Schritt Eltern zu werden ändert sich der Tagesablauf. Auf Reisen speziell jedoch aus unserer Sicht nicht.
Aktivtäten und Sportarten
Anna hatte mit ihrer Annahme schon recht.
Generell kannst Du alle Aktivtäten auf Reisen wahrnehmen. Jedoch nicht immer mit Kind und nicht immer als gesamte Familie.
Es gibt einfach Aktivtäten (nur um ein paar zu nennen: Klettern, Fallschirmspringen, Kiten, Tauchen, Surfen), die für Kinder nicht geeignet sind. Das heißt jedoch nicht, dass Du auf all diese Aktivitäten verzichten musst.
Worauf Du verzichten musst ist vor allem der Gedanke alles zusammen und gleichzeitig mit deinem Partner (und Kind) machen zu können.
Andere (abendliche) Aktivitäten wie ins Kino gehen oder durch die Bars der Stadt ziehen fielen für uns komplett aus. Klar waren wir mit Paul zusammen auch abends Essen und auch etwas Kleines trinken, jedoch war das kein richtiges „Ausgehen“.
Mal davon abgesehen, dass das in den meisten Regionen, in denen wir reisen eh nicht wichtig ist, ist das eine Einschränkung, die auf Reisen mit Kind (und nicht nur auf Reisen) entsteht. Natürlich kann ein Babysitter gefunden werden, der an dieser Stelle aushilft, das war für uns jedoch nie eine Option auf Reisen.
Unser Fazit: Ja, hier gibt es Einschränkungen. Jedoch weniger bei den Aktivitäten an sich, als bei dem Anspruch alle Dinge gemeinsam zu erleben. Wir haben uns dann eben aufgeteilt und so in Thailand einen Kochkurs besucht, Kiten gelernt oder in Neuseeland mit Delfinen geschwommen und den nächtlichen Sternenhimmel über Mount Cook fotografiert.
Mehr Planung, weniger spontanes Reisen
Das stimmt aus unserer Sicht im Großen und Ganzen nicht.
Natürlich gibt es die bürokratische Seite der Planung (Reisepass, Flüge buchen, Reiseimpfungen), jedoch ist diese kaum aufwändiger als ohne Kind. Auch andere Vorbereitungen (z.B. Packen) gehen bei einer guten Packliste schnell und sind nicht der Rede wert.
Unser Fazit: Wir haben für unsere Reise bis ans Ende der Welt nur Flüge und Camper-Vans gebucht und Hotels für die Stop-Over. Mehr nicht. Wir hatten auch keinen Master-Plan für die Wochen/ Monate vor Ort. Wir sind einfach losgefahren. Wir waren spontan und haben immer wieder neu von Tag zu Tag entschieden, was wir machen wollen.
Kinder sind wie Magneten für Einheimische und andere Reisende
Ich habe das Gefühl, dass Kinder die perfekten „Eisbrecher“ sind. Ein scheues Lächeln hier, ein aufmunternder Blick dort oder ein kurzes Fußballspiel: es ist wahnsinnig einfach, mit Kindern in Kontakt zu treten, einfach weil sie neugierig und offen sind (Anja).
Das stimmt!
So viele (liebe) Menschen, wie auf unserer Reise nach Australien und Neuseeland, haben wir vorher nie auf Reisen kennengelernt. Paul ist sehr sozial und sehr offen neue Menschen kennenzulernen.
Wir wurden auf Grund seiner fröhlichen Art und seinen freundlichen Versuchen mit anderen Menschen Kontakt aufzunehmen unendlich oft angesprochen und haben auf der Reise nicht nur alte Freunde wiedersehen dürfen, sondern auch neue Freunde gefunden.
Unser Fazit
Ein Kind verändert Deine Reisen.
Doch im Großen und Ganzen verändert ein Kind das Reisen deutlich weniger, als viele denken und viele Vorurteile behaupten. Natürlich hängt einiges am Charakter des Kindes und der Eltern. Sind die Eltern aber generell entspannt und aufgeschlossen und auch schon vorher gern in der Welt unterwegs gewesen, stehen die Chancen gut, dass diese entspannte Art und die Ruhe sich auch auf das Kind überträgt. Und genau diese Ruhe ist der wichtigste Schlüssel für die meisten Situationen auf Reisen.
6 Kommentare
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Sehr cooler Blog habt ihr hier. Freue mich auf weitere Beiträge. Grüße auch an den kleinen Paul… 🙂
Hey David,
bei uns steht grade die Entscheidung an, ob ich mein Sabbatjahr nächstes Jahr im August antrete und wir eine einjährige Weltreise machen (für meinen Mann beruflich sehr schwierig) oder ob wir die Familienplanung vorziehen und in Elternzeit 3-4 Monate reisen. Wie du dir vorstellen kannst, fällt uns die Entscheidung echt schwer. Umso glücklicher bin ich, dass ich dein Blog gefunden habe! Wir lesen uns hier mal ein, das hilft uns sicherlich weiter.
Ich war übrigens während meines Studiums in Neuseeland und dann auf dem Rückweg noch in Australien und Singapur. Mit eurem 4-Monats-Tripp hast du bei mir echt nen Nerv getroffen 😉 Macht weiter so und vielen Dank für die Inspirationen, Infos usw!
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