Schlaf ist für die meisten Eltern ein extrem sensibles Thema. Gerade im ersten Jahr dreht sich erfahrungsgemäß sehr viel um den eigenen, aber vor allem auch um den Schlaf des Kindes. Umso wichtiger ist das Thema Schlaf dann auch, wenn es auf Reisen geht. Die Befürchtung liegt nahe, dass eine Reise in andere Zeitzonen die Gefahr mit sich bringt, dass ein mit Mühen etablierter Schlafrhythmus völlig über den Haufen geworfen wird. Doch das muss nicht der Fall sein.
Wir haben unsere Methoden und Tipps gesammelt, wie wir für einen ruhigen Schlaf auf Reisen sorgen und welche Vorkehrungen wir treffen. Denn der Kampf gegen einen Jetlag beginnt nicht erst vor Ort, sondern schon beim Antritt der Reise. Oder sogar schon bei der Buchung.
Vorab und unterwegs
Die passenden Flüge auswählen
Dein Kind hat schon einen Tag-Nacht-Rhythmus? Vielleicht sogar einen recht festen Zeitpunkt für einen Mittagsschlaf? Dann solltest Du auf jeden Fall diese Zeiten bei der Wahl Deiner Flüge mit in Betracht ziehen. Sofern es zu deinem Ziel mehr als eine Airline gibt, die diese Strecke bedient, wird es auch verschiedene Tageszeiten geben, zu denen die Flüge gehen. Das ist die perfekte Voraussetzung.
Such am besten nach Flügen, die zu den Schlafzeiten passen. Wir haben sehr gute Erfahrungen mit Flügen gemacht, die kurz nach der Schlafzeit von Paul lagen, da es einfacher ist ein Kind durch Beschäftigung noch etwas wach zu halten, als früher zum Schlafen zu bewegen.
Natürlich erzwingen wir die perfekte Flugzeit nicht um jeden Preis: Wenn die preislichen Unterschiede zu stark sind, nehmen wir auch einen zeitlich unpraktischen Flug und müssen anderweitig planen.
Eigener Sitzplatz an Bord – auch für das Baby
Wir haben davon schon berichtet: Wir buchten für Paul auf unseren Flügen auch als Baby schon immer einen extra Sitzplatz. Das erhöht die Sicherheit für Dein Kind an Bord des Flugzeuges und ist auch für Dich entspannter.
Auf diesem extra Sitzplatz für Paul haben wir dann seinen Kindersitz (der für Flugzeuge zugelassen ist) befestigt und ihn obendrein noch mit ein paar Tüchern abgeschirmt. Der perfekte Schlafplatz! Vertraute Umgebung, abgeschirmt vom restlichen Stress im Flugzeug und vor den grellen Leselampen und Displays.
Mit dieser Taktik hat Paul 11 oder 12 Flüge auf unserem Weg zum Ende der Welt (und zurück) in Ruhe schlafen können – in den meisten Fällen den gesamten Flug.
Zwischenstopp – Nutze Stopover richtig
Jetlag ist ein fieses Thema. Zum Glück erwischt es die Kleinen in der Regel deutlich weniger schlimm, als uns Erwachsene. Dennoch kannst Du die Gefahr einen Jetlag durchleben zu müssen weiter reduzieren. Bei langen Strecken kannst Du mit Zwischenstopps, die ohnehin auf dem Weg liegen, die Risiko minimieren. Fliegst Du beispielsweise nach Neuseeland oder Australien, kannst Du häufig in Dubai, Singapur oder Hong Kong einen Zwischenstopp einlegen.
Dort reicht häufig ein Aufenthalt von 2 – 3 Tagen, um die Stadt etwas zu erkunden und die erste Zeitumstellung anzugehen. Kleinere Umstellungen falls uns leichter und mindern die Gefahr einen voll-ausgewachsenen Jetlag erleben zu müssen.
Den Rhythmus des Kindes auf den Flug anpassen
Wir sagen suche den passenden Flug zum Rhythmus. Wir sagen aber auch: Passe den Rhythmus auf den Flug an. Denn manchmal gibt es nicht den perfekten Flug, zum besten Preis zur optimalen Zeit.
In diesem Fall, oder auch bei eigentlich passenden Flügen, kann es sein, dass nicht alles so richtig passt. In diesem Fall bist Du gefragt: Denn Du kennst Dein Kind am besten. Kannst Du Dein Kind noch so beschäftigen, dass es bis zum Abflug wach bleibt?
Dann versuche es: Dein Kind wird in diesem Fall direkt nach dem Start – wenn die erste Aufregung verflogen ist – einschlafen. Ein perfekter Start für einen langen Flug.
Vor Ort
Der Rhythmus in den ersten Tagen vor Ort
Paul weckte uns in Singapur mitten in der ersten Nacht. Wir waren so froh, dass er sich in seinem Babybett wohlgefühlt hatte und eingeschlafen war. Erschöpft fielen auch wir in unser Bett und waren sofort weg. Doch nicht lang: Paul wachte auf uns jammerte. Wir holten ihn zu uns ins Bett, doch auch dann wurde es nicht besser.
Was hat das Kind nur? Wird er jetzt schon krank? Auf der ersten Station unserer viermonatigen Reisen?
Nein, er war nicht krank. Und es war auch nur Nacht in Singapur, nicht in seiner Welt. Bei ihm war es Essenszeit und er hatte Hunger. Nachdem wir das rausbekommen hatten – und etwas gegen seinen Hunger unternahmen – schlief er wieder seelenruhig ein. Wir auch.
Stelle Deine Uhr also auf die lokale Zeit um, vergiss aber nicht, dass Dein Kind – das möglicherweise noch nicht sprechen kann – in einer anderen Zeitzone gefangen ist.
Der Rhythmus in den ersten Tagen ist hin und wieder noch etwas durcheinander. Wir haben jedoch die Erfahrung gemacht, dass kleine Kinder in vielen Bereichen deutlich besser anpassungsfähig sind. Auch beim Thema Zeitverschiebung und Jetlags. Die wichtigste Regel: Erzwinge nicht zu viel auf einmal. Paul hat sich durch kleine Schläfchen am Tag an die Zeitverschiebung herangetastet und wir haben durch moderates wachhalten gegen Abend dafür gesorgt, dass er dann auch in der Nacht vernünftig schlafen kann. Jedoch haben wir kleine „Pausen“ am Tag bis 16 Uhr Ortszeit immer zugelassen.
Vertraute Umgebung auch auf Reisen
Ein Wunder hilft eine vertraute Umgebung, damit ein Baby in den Schlaf findet. Wir haben daher ein paar vertraute Sachen bei uns gehabt. Zum Beispiel seine Spieluhr, die ihn von Beginn an begleitet hat, sein Schlafsack und ein Kuscheltier. Wir haben auf weitestgehend unser Nacht-Ritual beibehalten und ihm so einige Konstanten geboten. Wir glauben daran, dass es geholfen hat.
Nutze die Schlafphasen richtig
Damit meinen wir vor allem den kostbaren Mittagsschlaf. Natürlich ist es verlockend die Zeit ebenfalls für entspannende Minuten zu nutzen, jedoch bieten sie Dir auch die Gelegenheit Dinge zu erledigen oder Wege zurückzulegen.
Paul ist ein guter Autoschläfer und so haben wir die meisten Strecken in Australien (mehr als 4000km) und auch in Neuseeland (mehr als 6000km) mit einem schlafenden Kind zurückgelegt.
Dabei ist auch wieder eine vertraute Umgebung hilfreich: Wie schon im Flugzeug haben wir hier Pauls bekannten Kindersitz benutzt und ihm so eine vertraute (und vor allem sichere) Umgebung geschaffen. Die deutschen Kindersitze sind jedoch in einigen Ländern der Erde offiziell nicht anerkannt. Sei es drum: In einer neuseeländischen Verkehrskontrolle gab es damit trotzdem keine Probleme.
Und zu guter Letzt: Vergiss Deine Regeln
Wir alle haben sie: Regeln für unsere Kinder. Die Vielfalt und unbeschreiblich hoch. Einige Beispiele: Nur am Tisch wird gegessen. Das Kind soll im eigenen Bett schlafen. Das Baby soll spätestens um acht Uhr abends im Bett sein.
Firlefanz.
Wir haben gut damit gelebt einige Regeln aufzuheben, andere zu beugen und noch einmal andere auch weiterhin zu leben. Einige der Regeln funktionieren in einem Leben im Campervan nicht, andere sind vielleicht außerhalb von Alltags-Tagen und -Wochen völlig unwichtig und wieder andere machen das Leben auf Reisen für Dich und Dein Kind einfach komplizierter.
Wieder zuhause konnten wir bei Paul bisher keine wesentlichen Verhaltensauffälligkeiten auf Grund unserer „Nachlässigkeit“ feststellen. Natürlich gibt es sie jetzt wieder – diese einige Regeln – und das ist auch gut so.
Hast Du weitere Tipps für einen ruhigen Schlaf auf Reisen? Wundermittel gegen Jetlags? Lass es uns in den Kommentaren wissen.
2 Kommentare
Danke für die vielen tollen Tipps! Für uns beginnt das Abenteuer „Reisen mit Kind“ ganz bald (die Geburt steht unmittelbar bevor!!!) und diese Tipps werden uns sicherlich weiterhelfen!
Hallo Jana, cool, dann schonmal alles Gute für Euch! Das wird ein richtig spannendes Abenteuer, das ist sicher!
Liebe Grüße, David