Zugegeben ist der Artikel in der Kategorie “Inspiration” nicht sonderlich gut aufgehoben. Ein Artikel, der sich mit Ängsten und Bedenken beschäftigt, inspiriert vermutlich selten. Doch die Wahrheit ist: Es gibt sie, diese Zweifel und Unsicherheiten, die zusammen mit der Entscheidung für eine längere Auszeit aus den gesellschaftlichen Verflechtungen aus Job, Alltag und Heimat, aufkommen. Ich bin mir dennoch sicher, dass dieser Artikel ein Zweiteiler wird: Der Erste, der die Zweifel und Ängste formuliert und ein zweiter Teil – nach der Reise – der alles hier Geschriebene widerlegt.
Wir brechen bald für etwa vier Monate auf, um fünf Länder gemeinsam als kleine Familie zu bereisen. Um so näher der Tag kommt, desto mehr Themen sind es in unseren Köpfen. Wir haben bereits über einige Themen in der Vorbereitungen geschrieben und unsere Gedanken zu den Reiseimpfungen für Babys, zum Beantragen eines Kinderreisepasses und zur Sicherheit beim Fliegen mit Baby zusammengefasst.
Dennoch sind es auch nicht-organisatorische Themen, die unsere Gedanken in Bewegung halten.
Sicherheit
Ich habe es bereits hier (im Blog) und da erwähnt: Sicherheit ist uns wichtig.
Diese Sicherheit ist nicht zu verwechseln mit Planungssicherheit. Mir geht es hierbei um die Sicherheit meiner Familie, ein detaillierter Plan für die Reise, bis auf die grobe Route und die Flüge muss für uns nicht feststehen.
Den Aspekt Sicherheit lassen wir bei der Wahl unserer Ziele immer einfließen und bereiten uns entsprechend auf die gewählten Ziele vor. Dennoch – jedoch existieren diese Ängste natürlich auch in heimischen Gefilden – ist dieses Gefühl auch immer ein Begleiter bei großen Reisen. Nicht, dass wir bisher schlechte Erfahrungen gemacht haben, jedoch ist das Maß an Verantwortung bei den ersten großen Reisen mit Baby um einiges gestiegen.
Wir haben für diese Reise eine gesonderte Auslandskrankenversicherung abgeschlossen. Das war notwendig, da wir dieses Mal mehr als 90 Tage am Stück im Ausland unterwegs sind. 90 Tage gelten die meisten (in der Tat sehr günstigen) Versicherungen. Ist man länger am Stück unterwegs, geht es je nach gewünschtem Umfang ins Geld. In unserem Falle fiel die Wahl auf eine Versicherung, die uns für die vier Monate ohne Selbstbeteiligung im Schadensfall absichert. Wir hielten dies für sinnvoll, da ein Arztbesuch bei einer Reise mit Baby sehr viel wahrscheinlicher ist, als beim Reisen nur mit Erwachsenen.
Desweiteren haben wir uns Gedanken zum Thema Reise-Rücktritt und Reise-Abbruch Versicherung gemacht. Da wir sehr viel reisen, haben wir bereits eine Reise-Rücktrittversicherung, die all unsere Reisen bis zu einem bestimmten Wert umfasst. Außerdem sind die meisten Storno-Bedingungen so ausgelegt, dass wir den Neuseeland-Teil noch ohne zusätzliche Kosten canceln könnten, während wir schon in Australien unterwegs sind.
Etwas verpassen
Wer kennt es nicht? Eine Party auf der Du zeitiger gehen musst? Ein Film dessen Ende Du verpasst?
Niemand mag es etwas zu verpassen.
Wir werden einige Dinge in unserer Heimat und in unserem Freundeskreis verpassen. Sei es die Geburt eines Babys in unserem Freundeskreis, Geburtstage, Weihnachten, Silvester oder einfach Veränderungen in unserem Kiez – wir werden diese Dinge verpassen.
Ein klarer Trost an dieser Stelle ist natürlich, dass wir im Gegenzug sehr viele andere fantastische Dinge erleben werden und mit unseren Familien und Freunden (dank der Technik) jederzeit in Kontakt sein können.
Dennoch bleibt ein gewisses Maß dieses Gefühls erhalten.
Die eigene Wohnung
Was ihr alles während Eurer Abwesenheit mit Eurer Wohnung oder dem Haus machen könnt, haben wir in unserer Reihe zum Budget bereits erwähnt. Die Vermietung vor und während der Reise oder auch die Entscheidung dies nicht zu tun, haben Vor- und Nachteile sowie in jedem Falle einige Risiken.
Wird vermietet, liegt das Hauptrisiko bei der Wahl des richtigen Mieters. Es geht dabei um die Wahl eines Mieters auf Zeit, einer Wahl bei der Vertrauen ausschlaggebend ist. Wir haben in der Vergangenheit bereits mehrfach unsere Wohnung vermietet und auch hier bisher ausschließlich gute Erfahrungen machen können (ok, kleinere Themen gab es schon, aber hey, im Vergleich zu den Kosten eines Leerstands definitiv verkraftbar).
Wird nicht vermietet bleibst Du auf den gesamten Kosten sitzen. Noch dazu kommt das Risiko, dass die steigende Anzahl an Einbrüchen und Diebstahl bald auch Deine Wohnung in der Statistik begrüßen kann. Eine Wohnung, die über lange Zeit nicht bewohnt wird, kann schnell zum Ziel eines Einbruchs werden. Wichtig sind hier die Verbindungen zu Deinen Nachbarn und gute Freunde, die ein Auge auf deine Bleibe haben.
Wir haben uns vor einigen Jahren in der Situation wiedergefunden: Vom Flughafen nach einem Urlaub zurück zur Wohnung und an der Wohnungstür begrüßte uns ein Zettel der Polizei, dass unser Türschloss nach einem Einbruch getauscht werden musste. Den neuen Schlüssel durften wir uns auf der Wache abholen und im Anschluss unsere durchwühlte, um ein paar Wertgegenstände reduzierte, Wohnung ansehen.
Der Job
Auch hierzu hatten wir bereits einmal geschrieben. Zwar unter dem Gesichtspunkt, wie ein Sabbatical im Lebenslauf aussieht, aber auch im kleineren Stil ist es eine Frage, die mich beschäftigt(e).
Mehr als ein Quartal den Job in einem dynamischen Umfeld zu verlassen, bedient auch wieder mein Gefühl “etwas zu verpassen”. Es gibt Projekte, die ich gestartet habe und die während meiner Abwesenheit weiter geführt werden müssen – ohne mich. Es wird im Team, in der Firma und am Produkt Veränderungen geben, von denen ich während meiner Abwesenheit nichts erfahren werde und die ich auch nicht aktiv mit gestalten kann.
Ich habe keine Angst, dass meine Abwesenheit für meine Karriere Implikationen haben wird oder dass ich auf negatives Feedback stoßen werde. Die Zeit für diese Reise ist zu großen Teilen Elternzeit und wurde frühzeitig genehmigt und kommuniziert. Das Umfeld in meinem derzeitigen Unternehmen sieht viele Freiheiten vor und auch das Management sieht es als Normalität an, dass Sabbaticals und Elternzeiten für die Mitarbeiterentwicklung förderlich sind.
Geld
Klar, bei einer langen Reise – vor allem wenn es kein reines Budget-Traveling werden soll – ist Geld ein Thema.
Nicht nur die Kosten vor der Reise für Flüge, Transportmittel und Unterkünfte sondern auch die täglichen Kosten unterwegs müssen berücksichtigt werden. Dazu kommt der (teilweise vorhandene) Einkommensausfall während der Reise.
Hier ist meine Angst weniger groß, da wir früh kalkuliert und geplant haben, sodass genügend Budget zur Verfügung steht. Dennoch ein Thema, dass im Hinterkopf stets zuhause ist, gerade weil es sich bei Australien und Neuseeland um sehr teure Länder handelt.
Fazit
Ich erschaudere nicht vor Angst.
Dennoch gibt es Themen, die im Unterbewusstsein wohnen und hier und da zum Vorschein kommen, auch wenn sie in einer objektiven Wahrnehmung gar keine Daseinsberechtigung haben.
Und zu guter Letzt noch etwas, dass die Ängste und Zweifel gänzlich verfliegen lässt:
Der Mensch.
Er opfert seine Gesundheit, um Geld zu verdienen.
Dann opfert er das Geld, um seine Gesundheit wieder herzustellen.
Außerdem hat er eine solche Angst vor der Zukunft, dass er die Gegenwart nicht genießt, mit dem Ergebnis, dass er weder in der Gegenwart noch in der Zukunft lebt.
Der Mensch lebt, als würde er niemals sterben, und stirbt dann, ohne jemals wirklich gelebt zu haben.
Dalai Lama
Wie seid ihr mit solchen Ängsten und Bedenken umgegangen? Gab es bei Euch weitere Themen, die Euch beschäftigt haben?