Wir lassen Auckland, die größte Stadt Neuseelands, hinter uns und begeben uns wieder in das Neuseeland, das für uns den Reiz des Landes ausmacht: Ländlich idyllisch und landschaftlich gewaltvoll. All das wartete in unserem nächsten Reiseabschnitt auch auf uns.
Good Bye Auckland
Von Auckland aus führte unser Weg weiter nach Süden. Der Highway 1 wird mit zunehmendem Abstand zur Stadt immer kleiner und führt uns durch wundersam weich wirkende Hügelchen, in denen zuweilen Hobbits zuhause sind. Hier steht in diesem Zusammenhang die erste große Entscheidung an: ein Ausflug nach Hobbiton – ja oder nein?
Hobbiton, eigentlich Matamata, beheimatet die grünen Hügel mit den bunten Türen, die aus den Filmen Der Hobbit und Herr der Ringe bekannt sind. Eine Besichtigung ist möglich. Jedoch gegen einen (aus unserer Sicht) hohen Eintrittspreis und nur in einer (aus unsrer Sicht) langen Führung. Klar hat es einen Reiz auf uns das Filmset zu sehen, jedoch entscheiden wir uns gegen einen Abstecher dorthin. Hobbiton ist nicht der einzige Drehort von Herr der Ringe oder der Hobbit, der in Neuseeland zu sehen ist.
Das Gegenteil ist der Fall: überall auf der Nord- und Südinsel wimmelt es vor solchen Orten. Um alle zu finden, gibt es auch Location Guides, die extra dafür ausgelegt sind. Fans steht also auf ihrem Weg nach Mittelerde nichts im Weg.
Waitomo Caves
Der weitere Weg führt uns nach Waitomo. Hier gibt es die Waitomo Caves. In diesen Höhlen gibt es nicht nur Stalaktiten und Stalakmiten, sondern auch Glühwürmchen. So viele Glühwürmchen, dass während einer kurzen Bootsfahrt durch die Höhle die gesamte Höhlendecke wie ein Sternenhimmel erleuchtet ist.
Auch dieser Spaß kostet ordentlich: für eine 45-Minuten Führung legt jeder Erwachsene 49$ auf den Tresen. Da Paul die Höhle eher langweilig findet und ich die Höhle vorzeitig mit ihm verlasse (freiwillig), bekommen wir freundlicherweise meinen Eintrittspreis zurück. Gesehen hatte ich trotzdem fast alles – daher geht der Eintrittspreis für uns in Summe in Ordnung.
Unser Nachtlager beziehen wir in Te Kuiti (Mangaokewa Reserve), einem kostenlosen Stellplatz direkt an einem Bach, der uns von einer steil aufragenden Fellswand trennt. Ein sehr schöner Platz, der als Zugabe obendrauf noch einen extrem klaren Sternenhimmel bietet. Paul schläft selig im Camper während wir die kommenden Tage planen und den Sternenhimmel genießen. Sogar Sternschnuppen und die Milchstraße sind mit dem bloßen Auge zu sehen. Einfach wunderschön!
Am nächsten Tag fallen uns gleich zwei Sachen auf die Füße.
Nummer 1: wir glauben einem wage geschriebenen Abschnitt eines unserer Reiseführer ohne eine weitere Kontrolle auf den Karten vorzunehmen.
Nummer 2: für das kurzfristig eingeschobene Ziel können wir nicht das Wetter prüfen – wir haben kein verfügbares WLAN und haben uns gegen eine Sim-Karte in Neuseeland entscheiden (da die Abdeckung in vielen Gebieten in denen wir unterwegs sind ohnehin schlecht ist).
Die Folge: unsere Route führt und nach New Plymouth von wo aus wir zum Egmond Nationalpark, der den Mount Taranaki beheimatet aufbrechen möchten. Wir sehen uns die kleine Stadt an und erkundigen uns dort nach dem Wetter in den kommenden Tagen, da wir den Berg (trotz seiner beachtlichen Höhe) nicht sehen können (aber sollten).
Das Wetter spielt hier entschieden gegen uns und es ist keine Besserung, sonder nur das Gegenteil, in Sicht. Und das für die kommenden Tage. Keine Chance auf Sicht und kaum eine Chance auf Sonne. Wir verlassen den Nationalpark ohne den Berg gesehen zu haben. Das kratzt etwas an der Stimmung, denn ist es nicht genau das wofür wir hier her gefahren sind?
Nebenbei bemerkt tritt uns nun Nummer 1 auf die Füße. Es handelt sich nicht um einen „unbeachtlichen Umweg“, wenn man anschließend nach Rotorua möchte, sondern um einen beachtlichen Umweg, der uns mindestens einen (autofahrreichen) Tag kostet.
Forgotten World Highway
Dennoch birgt sich darin auch eine Chance. Denn wir sehen somit eine Strecke, die wir sonst nicht auf der Agenda hatten: den Forgotten World Highway. Dieser Highway ist so in Vergessenheit geraten, dass vorher getankt werden sollte, da es für mehr als 150km keine Tankstelle gibt, dass er an einer langen Stelle nicht asphaltiert ist und sich dort sogar eine eigene Republik in dem Ort Whangamomona gegründet hat. Eine (vielleicht nicht ganz ernst gemeinte) Republik rund um das Hotel im Herzen des Dorfes, die liebend gern die Reisepässe der Vorbeireisenden stempeln. Das lassen wir uns nicht entgehen und reisen somit in ein Land mehr ein, als auf unser ursprünglichen Route angedacht war.
Die Route entlang dieses Highways führt uns über mehrere kleine Bergketten, die uns fantastische Ausblicke auf die Landschaft um uns bieten. Außerdem habe ich auf dem Streckenabschnitt ohne herkömmlichen Straßenbelag viel Spaß beim Fahren – dementsprechend sieht unser Camper danach auch aus.
Rotorua: Die Hauptstadt des geothermalen Wunderlandes
Am Ende führt uns diese spannende Strecke auch zu unserem Ziel: die geothermische Gegend rund um Rotorua. Hier gibt es heiße Quellen, die kochend heißes Wasser in Bäche fließen lassen, Schwefelquellen und Geysire. Unser erstes Ziel lautet Weitike Valley Thermalbad. Dabei handelt es sich um ein Thermalbad, dass direkt an einer heißen Quelle erbaut wurde. Für die dortigen warmen Pools wird ausschließlich das Wasser der heißen Quelle benutzt. Dort strömen pro Minute mehrere hundert Liter Wasser mit 98°C aus dem Boden.
Was für eine Wohltat in die 38 – 42°C warmen Pools zu steigen und diese Wärme zu genießen. Paul findet die Pools ebenfalls fantastisch, sodass wir direkt nach unserer Ankunft als auch nach Besichtigung der Quellen und dem Abendessen in der Therme baden. In Weitike gibt es direkt Stellplätze neben dem Bad, die im Preis die Nutzung der Therme enthalten. Aus unserer Sicht lohnenswert.
Am nächsten Tag, und nach einer weiteren Baderunde, brechen wir nach Wai-O-Tapu auf. Dort gibt es einen Park, der neben einem täglich ausbrechenden Geysir unendlich viele Schwefelquellen sowie kunterbunte Seen auf Grund von Mineralien, die aus dem Erdinneren ans Tageslicht befördert werden, besitzt. Wir sind immer wieder beeindruckt von dem ekligen Geruch des Schwefels, jedoch noch viel mehr von den Kräften die hier unter der Erde lauern und die Erdoberfläche erreichen. Paul wandert viele Teile der Route an unserer Hand mit und möchte erst auf dem Rückweg in seine Kraxe. Das Laufen scheint ihm sichtlich Spaß zu machen und seine Sicherheit und Selbstverständlichkeit dabei werden täglich größer.
Da wir in Wai-O-Tapu den täglichen Ausbruch des Geysirs verpasst haben (jeden Tag um 10:30 Uhr), wollen wir dennoch an einem anderen Ort einen richtigen Geysir sehen, der sein heißes Wasser in die Höhe jagt. In Rotorua, liegen zwei weitere Parks, die solche Geysire besitzen (und sich auch das gut bezahlen lassen). Wir finden jedoch einen Platz von dem aus die Sicht auf die Geysire gut ist und erleben nach einigem Warten einen Ausbrechenden Geysir, der sein Wasser mit unglaublicher Energie nach oben schießt.
Auf unserem Weg nach Taupo – dem nächsten größeren Halt für uns – begehen wir eine Wanderung im Rainbow Mountain Nationalpark. Die Wanderung führt uns auf einen der grünen Hügelgipfel und bietet uns einen guten Blick über die Gegend inklusive Rotorua und sogar bis zum Lake Taupo.
Taupo
Taupo ist eine niedliche kleine Stadt, am Fuße des Lake Taupo. Taupo ist ein Vulkansee und füllt einen vor unzähligen Jahren kollabierten Krater. Er ist gleichzeitig der größte See des Landes. Hin und wieder laufen heiße Quellen auch hier als Zustrom in den See und bilden damit gute Orte um zu baden. Wir beziehen unser Nachtlager auf einem kostenlosen Stellplatz direkt am See (Frethey Drive) und trauen uns ins Wasser (ganz ohne heiße Quellen!).
Auch den nächsten Trag verbringen wir noch in Taupo. Unter anderem kaufen wir neue Schuhe für Paul, da seine neuerlichen Laufaktivitäten deutliche Abnutzungserscheinungen an seinen bisherigen Schuhen hervorrufen. In Taupo stellt Paul dann auch gleich einen neuen Laufrekord auf: 40 Schritte am Stück, ohne Hilfe. Wir sind beeindruckt und gleichzeitig wird uns klar, dass unser Junge schon so groß geworden ist.
Tongariro Nationalpark
Unser Weg führt uns weiter in den Tongariro Nationalpark. Hier beheimatet ist der 2800m hohe Mount Ruapehu. Auch hier handelt es sich um einen (aktiven) Vulkan, der zuletzt 2007 ausgebrochen ist. Wir beziehen unser Lager am Fuße des Berges in einem DOC Camp (Mangahuia).
Doch wieder sehen wir keinen Berg! Es regnet und die Wolken sind dicht. Die Geschichte scheint sich wiederholen zu wollen. Doch diesmal kennen wir die Aussagen des Wetterberichtes und haben unsere Ankunft danach ausgerichtet. Es soll aufklaren und ein sehr schöner, sonniger Tag soll vor uns liegen.
Und der Wetterbericht hat sogar recht.
Es klart auf und wir sehen den gewaltigen Berg direkt vor uns stehen und freuen uns auf den anstehenden Tag, an dem wir den Nationalpark auf kleinen Wanderungen und mit einer Fahrt zum Whakapapa Ski-Resort, erkunden. Das Whakapapa Ski-Resort ist im Sommer zwar für Wintersport uninteressant, jedoch aus anderen Gründen einen Besuch wert. Erstens bieten sich fantastische Blicke auf den Mount Ruapehu und zweites befindet sich hier oben ein Drehort auf Herr der Ringe (Mordor). In einem kurzen Walk kann die Mead’s Wall besucht werden, die zusammen mit dem im Hintergrund aufragenden Vulkan Ngauruhoe das Set bildete.
Wir verbringen noch eine weitere Nacht im Nationalpark und brechen danach in ganz andere Gefilde auf. Es geht in die Weinanbau-Gegend Martinsborough, bevor wir dann Wellington besuchen und die Insel wechseln.
Wein und nochmal Wein: Martinsborough
Auf dem Weg nach Martinsborough besuchen wir noch einen neuseeländischen Weihnachtsmarkt in Palmerstone. Hier gibt es zwar kühle Getränke statt Glühwein und keinen Schnee, jedoch immerhin einen Weihnachtsbaum und etwas Weihnachtsmusik.
In Martinsborough, einem großen Weinanbaugebiet in Neuseeland, leihen wir uns Fahrräder aus und Paul darf zum ersten Mal in einem Fahrrad-Kindersitz platz nehmen. Es gefällt ihm sehr gut und so können wir bei bestem Wetter durch den Weinfelder radeln und sogar bei einer kleinen Verkostung teilnehmen.
Ein gelungener Zwischenstopp in einer sehr schönen Gegend. Für uns geht es nun weiter nach Wellington, Neuseelands Hauptstadt.