Fliegen mit Kind, vor allem mir sehr kleinen Kindern, ist ein viel diskutiertes Thema. Doch warum eigentlich? Dieser Frage und einigen wichtigen Antworten wollen wir gern auf den Grund gehen. Denn Fliegen mit Kind geht und kann sogar sehr angenehm verlaufen – denn für Eltern, die mit kleinen Kindern reisen, gibt es hier und da eine Sonderbehandlung.
Wer kennt nicht eine der folgenden Aussagen, wenn es um das Fliegen mit kleinen Kindern geht?
„Fliegen schadet der Gesundheit von Kindern“
„Ihr könnt doch nicht mit so einem kleinen Wurm fliegen wollen“
„Na neben Euch würde ich die 12 Stunden im Flugzeug nicht sitzen wollen“
„Bei dem ganzen Gepäck das man mit Kind braucht ist Fliegen doch eine reine Tortur“
„Fliegen mit einem Baby ist mir zu anstrengend“
Das wichtigste zuerst: Eine Menge von Untersuchungen haben schon gezeigt, dass Fliegen für Kinder völlig ungefährlich ist (vor allem wenn Du unsere Hinweise zum sicheren Fliegen mit Kind beachtest) und gesunde Babys auch ohne Probleme schon in den ersten Wochen, die sie auf unserem Erdenrund erleben, fliegen können. Wir selbst haben damit noch etwas gewartet, da wir vor allem selbst eine gewisse Sicherheit und Selbstverständlichkeit mit unserem Kind erreichen wollten, bevor wir uns in eine Situation begeben, die potentiell für uns, als auch für das Baby, stressig werden könnte.
Fassen wir die Bedenken, die existieren noch einmal zusammen
- Gesundheit des Kindes
- Stress für Kind und Eltern
- Sozialer Druck, wenn andere Fluggäste sich gestört fühlen
- Gepäck
- Aufwand und Anstrengung beim Fliegen mit Kind
- Beschäftigung des Kindes während des Flugs
Wir haben für uns folgende Tricks fürs Fliegen mit Kind, um den Themen gerecht zu werden und den Flug für unseren Sohn, andere Fluggäste und zuletzt ja auch für uns angenehm zu machen.
Vor dem Flug – Zuhause
Beginnen wir direkt mit der Buchung des Flugs. Denn schon hier gibt es unzähligen Hürden und Alternativen.
Abhängig von der Länge des Fluges und vom Alter des Kindes sind verschiedene Optionen zur Sitzplatzsituation möglich:
- Baby auf dem Schoß (über eine Gurterweiterung, die direkt im Flugzeug verfügbar ist, den Loop Belt), gegebenenfalls mit Option auf eine Baby-Hängematte (begrenzte Verfügbarkeit). Die günstigste Variante, da hier zwischen 10% und 20% des normalen Ticketpreises bezahlt wird. Dabei gibt es begründete Bedenken zur Sicherheit, weswegen ein Kindersitz auf einem eigenen Sitzplatz zu bevorzugen wären.
- Baby (unter 2 Jahren), das trotzdem einen eigenen Sitzplatz haben soll. Einige Kindersitze (u.a. auch Maxi-Cosi und Römer) sind kompatibel und können in Flugzeugen eingesetzt werden. Welche Sitze das genau sind, erfahrt ihr hier. Außerdem habt ihr als Familie mehr Platz. Dieser Luxus kostet jedoch, da das Baby dann wie ein Kleinkind mit etwa 70% der Ticketkosten eines Erwachsenen zu Buche schlägt.
- Kleinkind ab 2 Jahren: Ab diesem Alter benötigen Kinder immer einen eigenen Sitzplatz und haben nur noch ein geringfügig günstigeres Ticket.
Für kurze Flüge mit unserem Sohn haben wir die günstige Variante gewählt. Knappe zwei Stunden von Berlin nach Glasgow sind auch mit Baby auf dem Schoß auszuhalten. Vor allem wenn es möglich ist den Flug mit einer Schlafphase des Kleinen zusammenzulegen. Unser einziges Bedenken war (und ist) nach wie vor die Sicherheit bei Verwendung des Loop Belts. Bisher ist jedoch alles gut gegangen.
Für lange Flüge jedoch haben wir anders geplant. Wir haben für Paul auf den Strecken nach Singapur/ Australien/ Neuseeland jeweils einen eigenen Sitzplatz gebucht und lieber die höheren Kosten in Kauf genommen, um mehr Platz (und bei Einsatz einer Baby-Schale auch mehr Sicherheit) zu haben.
Des Weiteren legen wir wert auf reservierte Plätze, sodass wir nicht beim Checkin überrascht werden. Selbst beim Checkin einen Tag vor dem Flug sind nur noch die Plätze wählbar, die nicht schon vorab (gegebenenfalls gegen einen gewissen Obolus) reserviert wurden. Wir investieren auch hier und haben mehr Ruhe beim Checkin. Denn Ruhe, die sich auf das Kind überträgt, ist sehr viel wert.
Wir haben einen weiteren Artikel für Dich zum Thema „Sicheres Fliegen mit Kind“ veröffentlicht. Dort zeigen wir alle Varianten neben dem gefährlichen Loop-Belt auf.
Damit wären die organisatorischen Themen rund um das Fliegen abgeschlossen.
Doch was tun, wenn das Kind kurz vor dem gebuchten Flug krank wird?
Dann sollte ein Besuch beim Kinderarzt anstehen. Unbedingt. Dabei wird der Arzt vor allem auf Nase und Ohren achten, denn Beschwerden hier werden zu Problemen beim Druckausgleich bei Start und Landung des Flugzeuges führen. Und das ist sehr schmerzhaft und sollte bestenfalls vermieden werden. In solchen Fällen kann der behandelnde Kinderarzt auch Nasen- und Ohrentropfen verschreiben, die Abhilfe schaffen können.
Noch ein paar Worte zum Gepäck
Ich möchte an dieser Stelle keine Packliste definieren, sondern im Allgemeinen darauf eingehen, dass es wichtig ist, dass ihr das Gepäck bewegen und gleichzeitig für Euer Kind da sein könnt. Wir haben vorher nie die Trolleys auf dem Flughafen verwendet, jetzt sind sie treue Begleiter. Wir reisen mit zwei großen Backpacks auf dem Rücken (60l, 55l). Hat man dann noch den Buggy dabei wird es schon sehr schwer, ist jedoch handhabbar.
Vor dem Flug – am Flughafen und am Gate
Eltern mit kleinen Kindern kommen in den Genuss von PreBoarding. Sie dürfen (zumeist) direkt nach den Business- und First-Class Gästen einsteigen und müssen somit weniger lang in den Schlangen beim Einsteigen stehen.
Bei den meisten Airlines sind pro Kind zwei Dinge (z.B. Kindersitz und Buggy) kostenfrei als Gepäckstück möglich.
Weiterhin kann der Buggy (auch wenn dieser als normales Gepäckstück aufgegeben wird) bis ans Flugzeug mitgenommen werden. Erst direkt am Gate wird der Buggy dann kurz vor Abflug durch das Personal in den Kofferraum gebracht.
Wir haben die Anreise zum Flughafen mit genügend Puffer geplant und versucht Flugzeiten zu wählen, die grob in den Rhythmus unseres Kindes passen. Red-Eye Flüge zu sehr frühen oder späten Zeiten, bei denen dann die Übermüdung des Kindes die Zeit auf dem Flughafen überschatten, versuchen wir zu vermeiden (es sei denn es handelt sich um einen Nachtflug – das kann wiederum praktisch sein).
Während des Flugs
Die kritischen Phasen des Flugs sind meist der Start und die Landung.
Bei Start und Landung verändert sich der Druck und der Körper muss arbeiten, um diesen Druck auszugleichen. Passiert das nicht in vernünftigem Maße, entstehen sehr unangenehme Schmerzen. Das gilt es gerade bei kleinen Kindern zu vermeiden. Aus diesem Grund sollten Babys, die noch gestillt werden am besten in dieser Zeit angelegt werden oder (sofern schon abgestillt wurde) etwas zu Trinken bekommen. Alternativ hilft zumeist auch schon das reine Nuckeln. Trinken und Essen (Brei) für Babys darf auch durch die Sicherheitskontrolle am Flughafen mitgenommen werden.
Doch Achtung: vor allem Bananenbrei wird bei den Kontrollen häufig fälschlicherweise als Sprengstoff identifiziert. Das lässt sich zwar dann durch den menschlichen Geschmackssinn testen, kostet jedoch in der Kontrolle deutlich mehr Zeit.
Vor allem bei einer Erkältung sollten zusätzlich kurz vor Start und Landung Nasentropfen (gegebenenfalls vom Kinderarzt angeordnet) gegeben werden. Bei verstopfter Nase oder Probleme mit den Ohren ist ein Druckausgleich deutlich schwieriger und führt dann zum ungewünschten Effekt.
Was sollte man für sein Kind im Flugzeug dabei haben?
Die Wickeltasche sollte auf keinen Fall fehlen. Diese sollte neben Windeln, feuchten Tüchern und einem Nuckel auch Wechselsachen beinhalten. Die Kleidung im Flugzeug wählen wir (auf Grund der nicht individuell anpassbaren Klimaanlage) nach dem Zwiebelprinzip aus, um schneller auf wechselnde Temperaturen reagieren zu können. Da es häufig in den Flugzeugen durch die Klimaanlage eher kalt als warm ist, haben wir noch eine Kuscheldecke für unseren Sohn dabei. Weiterhin ist etwas zu Essen und zu trinken als auch Spielzeug essentiell, um das Kind bei Laune zu halten.
Gibt es Wickeltische im Flugzeug?
Ja, die gibt es. Auf jeden Fall immer in den vorderen Toiletten.
Die meisten Eltern sind nach dem ersten Flug mit Kind überrascht wie gut es funktioniert hat. Das Fliegen ist für die Kleinen sehr spannend (und dadurch auch ermüdend) und gerade für Kinder – wie in unserem Fall – die sehr gern andere Menschen betrachten, anlachen und mit Ihnen kommunizieren (wenngleich auch nicht verbal) sogar ein toller Zeitvertreib.
Insgesamt ist es wichtig, dass kein Stress ausbricht und ihr selbst die Ruhe ausstrahlt, die ihr auf Euer Kind übertragen möchten. Deshalb planen wir genug Zeit ein und organisieren alles was möglich ist bereits vor dem Flug.
Was sind Eure Erlebnisse und Erfahrungen beim Fliegen mit Kind?
4 Kommentare
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Hallo!
Wir sind gerade mit unserem Dreijährigen aus Florida zurück gekommen. Auf dem neunstündigen Flug von München nach Philadelphia (zum Umsteigen) hat er keine Minute geschlafen. Es ging aber trotzdem besser als erwartet. Wir sind schon öfter mit ihm geflogen, aber noch nie so lange.
Auf den Transatlantik-Flügen gibt es Kinderfilme und auch zwei oder drei Videospiele für kleine Kinder. Das Medienangebot hat ihn aber nur ca. 20 Minuten gefesselt, viel länger und konzentrierter hat er sich mit seinen Autos gespielt (z.B. mit einer kleinen Müllabfuhr und ein paar Papierschnipseln). Mit Essen, Trinken, Bücher anschauen, ein wenig Herumlaufen und Hörspielen am Handy vergeht die Zeit dann doch „im Flug“. Insgesamt würde ich sogar sagen, dass der Flug mit Kind kurzweiliger ist als ohne.
Was ich auf jeden Fall empfehlen würde, ist, auch für größere Kinder noch einen Buggy mitzunehmen und darauf zu achten, dass der bis zur Flugzeug-Türe mitgenommen werden kann und nach der Landung auch wieder dorthin geliefert wird. Ein schlafendes 18kg-Kind nebst Handgepäck durch den halben Flughafen zu tragen ist kein Spaß. Das haben wir uns zum Glück erspart. Außerdem ist man mit Kind im Buggy auch wesentlich schneller am anderen Gate als mit Kind an der Hand.
Fazit: Auch der lange Flug ist mit Kind gut machbar, wenn man genügend Mini-Spielzeug (am besten auch etwas Neues, was die Aufmerksamkeit länger fesselt) und zur Not auch ein paar Kekse oder Gummibärchen dabei hat. Und die Bereitschaft, sich auch (abwechselnd) mit dem Kind zu beschäftigen, anstatt selbst Filme zu gucken.
Liebe Grüße
Bee
Hätte ich diese Tipps früher gelesen wäre es vielleicht besser verlaufen 😉 Bei uns war das Fliegen ein großes Problem. Unsere kleine hat den ganzen Flug über geschrieen und war nicht zu beruhigen, vor allem bei Turbulenzen. Mittlerweile ist unsere kleine 2,5 Jahre, jetzt geht es einigermaßen. Vor einem Jahr war es jedoch etwas stressig. Wir haben uns daher entschlossen beim nächsten Kind mit langen Reisen etwas zu warten. Europa hat ja schließlich auch wunderschöne Orte. Es braucht zwar alles etwas länger und einige Nerven mehr, doch zu empfehlen ist Reisen mit Kind dennoch. Es sollte kein Grund gegen eine Reise sein. Wirklich super Beitrag David, weiter so 🙂